Der kleine Rücktritt des Armin Laschet

Es war schon ungewöhnlich was da passiert ist: CDU-Chef Armin Laschet hat in aller Öffentlichkeit seiner Partei den Rücktritt angeboten. Gesagt hat er das aber nicht ausdrücklich - sondern irgendwie indirekt.

© Land NRW / Mark Hermenau

Armin Laschet wolle eine personelle Neuaufstellung in der CDU anführen. Jetzt sagt er: "An der Person wird es nicht scheitern. Es geht nicht um die Person Armin Laschet. Es geht um das Projekt für das Land (…) und deshalb, das große Projekt Jamaika wird nicht am Personal scheitern." Warum hat Laschet das so verklausuliert ausgedrückt? Ist das nun ein Rücktritt?

Laschet-Rücktritt light

Es ist noch kein Rücktritt. Laschet ist da in einer Zwickmühle: Wäre er jetzt zurückgetreten, dann hätte es wieder einen Machtkampf auf offener Bühne gegeben. Es hätten sich wieder die Interessenten, wie Friedrich Merz, Jens Spahn, Norbert Röttgen, gegenseitig zerfleischt und wieder wäre da jemand geschwächt ins Amt gekommen. Laschet scheint klar zu sein, dass seine Wochen als CDU-Vorsitzender gezählt sind - er will aber eine geordnete Partei hinterlassen, deswegen will er die Neuaufstellung leiten. Also es ist der Versucht, in Würde zu gehen und nicht als einer, der die CDU vor die Wand gefahren hat.  

Weiter Glaube an Jamaika

Laschet glaubt weiter daran, dass es doch noch zu einer Jamaika-Koalition kommen könnte - also zu einer Koalition aus Union, Grünen und FDP, das ist am Abend auch klar geworden. Die Chancen sind zwar klein, aber: Er sieht weiter Chancen für Jamaika. Und dieser angebotene Rücktritt ist auch so zu verstehe: falls SPD, Grüne und FDP bei den Sondierungen scheitern sollten, dann will er Armin Laschet nicht der Grund sein, warum Grüne und SPD Jamaika keine Chance geben. Das heißt, er stellt sein Amt zur Verfügung, auch nach dem Motto: Liebe CDU, wenn ihr Chancen für eine Regierungsbeteiligung seht aber nur ohne mich, dann soll es so sein. Diese personelle Frage soll bald auf einem Bundesparteitag geklärt werden. Aber halt nicht schon wieder mit Kampfabstimmungen, sondern geschlossen.

Es ist ein gewagter Spagat, den Armin Laschet da offenbar versucht: Er hat der CDU seinen Rücktritt angeboten, um damit möglicherweise den Weg für Jamaika doch noch freizumachen. 

(Text: José Narciandi)

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