Hagens erste Palliativstation

Eine Milchglasscheibe mit der Aufschrift "Palliativstation" - da möchte man nicht gerne durch die Tür gehen. Wenn man es doch macht, findet man dahinter engagierte Plegerinnen und zwei Frauen, denen diese Station im Josephshospital ein Anliegen ist: Prof. Doris Kraemer und Christiane Klein-Meding. Ihnen ist es zu verdanken, dass es diese erste Palliativstation in Hagen überhaupt gibt.

© Ralf Schaepe

Um den Begriff zu erklären: Palliativmedizin bedeutet, es geht um die Behandlung von Menschen, deren Krankheit nicht heilbar ist. Dazu gehören Krankheiten wie ALS, COPD, Krebs oder Parkinson. Also alles, wovor man sich schüttelt wenn man die Worte nur hört.

"Dass es diese Station geben soll, das habe ich verhandelt, als ich hier herkam", sagt Professor Doris Kraemer. Ihr Fachgebiet: Palliativmedizin, Onkologie, Hämatologie. Ihr zur Seite steht Christiane Klein-Meding als Pflegedirektorin.

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Eine Palliativstation ist aber nicht die letzte Station, stellt Klein-Mehding klar: „Wir begleiten nicht die letzte Lebensphase wie im Hospiz. Es ist so, dass hier die Therapiemöglichkweiten begrenzt sind. Und wir arbeiten daran, die Leiden zu lindern – und letztlich die Lebensqualität zu steigern.“

Und Doris Kraemer bringt es so auf den Punkt:

„Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben. Das ist anders als etwa in der Onkologie: Da ist die Frage: Wird das Leben der Patienten verlängert? Bei uns ist das Kriterium die Qualität des Lebens und die Qualität des Tages, und diese Tage gut und sinnvoll zu füllen.“

Das heißt, man behandelt Schmerzen, sorgt dafür, dass Patienten besser essen können - man tut das, was geht, um das Leben der Patienten zu verbessern, die dann nicht selten wieder nach Hause gehen.

© Ralf Schaepe
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Und, so Prof. Kraemer: Eine Palliativstation bietet eine bessere Betreuung an, weil man einen besseren Pflege- und Personalschlüssel hat. Wir können Sachen wie Musiktherapie oder Maltherapie anbieten und haben mehr Zeit, das den Patienten anzubieten. Und ich denke, das gebietet die Würde des Menschen, das dann auch zu versuchen.“

© Ralf Schaepe
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Der Bedarf ist sicher größer als das Angebot - wie gesagt, die Palliativstation im Josephshospital ist die erste überhaupt in Hagen. Wer eigentlich auf einer Palliativstation liegen könnte, wird in allen anderen Fällen auf einer Fachstation behandelt. Was die menschliche Zuwendung und das Behandlungsziel betrifft, ist die Palliativstation dies bessere Wahl, davon ist Christiane Klein Meding überzeugt. „Wir sind die ersten – und darüber sind wir sehr glücklich. Wir haben das ganz lange vorbereitet, viele Ideen und viel Arbeit und Mühe hineingebracht – und es ist etwas ganz tolles daraus hervorgegangen.“

Prof. Doris Kraemer© Ralf Schaepe
Prof. Doris Kraemer
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Wer schon einmal erlebt hat, wie schwerst und unheilbar Kranke mit wenig Ansprache und Unterstützung auf einer Fachstation liegen, der ist relativ schnell von der Idee einer Palliativstation überzeugt.

Text und Fotos: Ralf Schaepe

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