Werkhof: Gutes aus Holz

Wenn es den Werkhof nicht gäbe - man müsste ihn erfinden. Langzeitarbeitslose und arbeitslose Jugendliche lernen, gespendete Möbel aufzubereiten. Die upgecycleten Tische, Schränke und Stühle werden im hauseigenen Shop günstig an Hagener mit wenig Geld verkauft. Und die Stücke werden in Eckesey so gut aufbereitet, dass am Ende mehr als das ein oder andere Schmuckstück dabei im Verkaufsraum steht.

Ausbildung, Qualifizierung, Beschäftigung und günstiger Einkauf. Der Werkhof hat seit 100 Tagen zwei neue Geschäftsführer - und die bereiten sich auf eine schwieriger werdende Zukunft vor.

© Ralf Schaepe

Die beiden Geschäftsführer haben einen Trumpf in der Werkstatt, der echten Mehrwert schafft. Aber zunächst zu den Chefs: Jonas Diefenbacher ist der eine; im Namen der Werkhof Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft regelt er das tägliche Geschäft in Werkstatt, Kantine oder Laden, in denen die Beschäftigten arbeiten.

Patrick Messerschmidt ist der zweite; er steht der Werk- und Dienstleistungs GmbH des Werkhof vor. Das heißt: er kümmert sich um das Finanzielle. Als Betriebswirt ist er es gewohnt, auf Zahlen zu achten - aber hier geht es trotzdem anders zu.

Jonas Diefenbacher und Patrick Messerschmidt. Das Produkt stimmt - aber die Finanzierung dürfte schwieriger werden.© Ralf Schaepe
Jonas Diefenbacher und Patrick Messerschmidt. Das Produkt stimmt - aber die Finanzierung dürfte schwieriger werden.
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„Der Werkhof ist ein gemeinnütziges Unternehmen. Es gibt keine Gewinnabsicht. Wir sind zufrieden, wenn am Ende eine schwarze Null steht. Er finanziert sich zum einen durch den Verkauf in den Sozialkaufhäusern und zum zweiten geht das über die Maßnahmenteilnehmer, die zum Beispiel vom Jobcenter oder von der Arbeitsagentur finanziert werden.

Verkaufsraum für Möbel im Werkhof.© Ralf Schaepe
Verkaufsraum für Möbel im Werkhof.
© Ralf Schaepe

Der Mensch steht vor dem Geld. Beim einen Klienten müssen überhaupt erst Strukturen geschaffen werden. Das heißt: Wer lange raus aus dem Job oder nie drin war, muss erst mal lernen pünktlich zu kommen, die ganze Zeit zu bleiben und morgen wiederzukommen. Bei anderen geht es darum, das Wissen zu erweitern, sagt Jonas Diefenbacher. „Also, Strukturen zu vermitteln klappt ganz gut. Das ist auch das Kerngeschäft. Man muss das halt auch kommunizieren und einfordern. Was die Qualifizierung betrifft; das ist sehr unterschiedlich. Es kommt darauf an, wo die Leute herkommen, was sind die Probleme, die einer Qualifizierung entgegenstehen, und, was ist dann fachlich möglich.“


Anlieferung von Möbelspenden im Werkhof.© Ralf Schaepe
Anlieferung von Möbelspenden im Werkhof.
© Ralf Schaepe

Der Trumpf im Werkhof ist der Tischler Holger Peetz. Peetz kommt auf Ideen, wie etwa, eine E-Gitarre auseinanderzusägen. Die Hälften kommen dann passend auf die Hälften zweier Schranktüren. Lack und Saiten drauf - und der Schrank sieht einfach nur cool aus. Peetz nimmt auch eine alte Tür, baut Spiegel ein und schiebt einen ebenso alten Beistelltisch davor. Aufbereitet sieht das aus wie pfiffig designte Kommode. Das Möbellager im Werkhof könnte voll sein von seinen Entwürfen - wenn die nicht immer so schnell verkauft würden. Der kreative Tischler ist voller Ideen. Wo die herkommen? „Das Möbelstück spricht mit mir, und irgendwann weiß ich dann, was ich daran machen muss.“

Holger Petz: Der Kreativtischler im Spiegel seiner Arbeit.© Ralf Schaepe
Holger Petz: Der Kreativtischler im Spiegel seiner Arbeit.
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Außerdem hat Peetz noch eine Leidenschaft: Die Ausbildung der Jugendlichen in der Werkstatt. Die Leute dort seien sein ganzer Stolz, sagt er den versammelten Besuchern.

Allerdings drohen für Diefenbacher und Messerschmidt und für 150 Beschäftigte in Maßnahmen und 65 Vollzeitbeschäftigte Probleme. Im Bund wird der Sozialetat diskutiert. keine Frage, der ist hoch - und es riecht nach Kürzungen. Die würden in Hagen treffen.

Wohnzimmer "Eckeseya"...© Ralf Schaepe
Wohnzimmer "Eckeseya"...
© Ralf Schaepe

„Wir sehen die politischen Bestrebungen mit Sorge, die Maßnahmen weiter herunterzufahren. Dieses Jahr werden wir wahrscheinlich noch mit einem blauen Auge davonkommen und die Teilnehmerzahlen ungefähr halten können. Aber es zeichnet sich ab, dass in den Folgejahren vermutlich weniger Teilnehmer finanziert werden – für den Werkhof ist das eine finanzielle Katastrophe.“

Und die müssen die beiden Geschäftsführer handeln. Ein Gedanke wäre, sich stärker um Inklusion zu kümmern – das mache man bisher eher wenig.

R.S.

Holger Peetz: "Moment. Ich muss ein paar Schraublöcher senken."© Ralf Schaepe
Holger Peetz: "Moment. Ich muss ein paar Schraublöcher senken."
© Ralf Schaepe
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