Der Boden atmet: Reportage über die Grundlage unseres Lebens

TV-Ausblicke - «Mission Boden – Gesunde Erde, gesunder Mensch»
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Wien (dpa) - Eine Stunde von Wien entfernt irgendwo in Niederösterreich: Auf kleiner Fläche wird hier auf der Grand Farm eine große Vielfalt an Gemüse angebaut. Anstatt großflächiger Monokulturen gibt es hier schmale Streifenbeete und dazwischen kleine Wege. Mehr als 150 Gemüsesorten werden in Handarbeit und das ganze Jahr über angebaut. Und immer nach dem Motto: So effizient und bodenschonend wie möglich.

Gesunde Böden sichern die Ernährung

«Wenn wir wollen, dass die nächsten Generationen ein gutes Leben haben, dann müssen wir versuchen, den Planeten gesund zu halten», sagt Alfred Grand, Landwirt und Pionier der regenerativen Landwirtschaft in Österreich. Gesunde Böden sichern Ernährung, halten das Grundwasser sauber, fördern die Artenvielfalt und speichern CO2.

Die Dokumentation «Mission Boden – Gesunde Erde, gesunder Mensch» erzählt am Mittwoch (9. Juli) um 20.15 Uhr im 3sat von Menschen mit besonderem Gespür für den Boden. Darunter sind Pionierdenker wie Grand, die den Boden schützen und ihn langfristig wieder fruchtbar machen wollen.

60 Prozent der Böden in Europa sind in schlechtem Zustand

Das Klima ist in den vergangenen Jahren unberechenbarer geworden. Extremwetter-Ereignisse wie Hitzewellen, Trockenheit oder Starkregen nehmen zu. Ein gesunder Boden kann diese Extreme abpuffern. 

Doch nach Einschätzung der EU sind bereits mehr als 60 Prozent der Böden in Europa in einem schlechten Zustand und können diese Funktion nicht mehr erfüllen. Sie leiden zum Beispiel unter der Klimaerwärmung oder intensiver landwirtschaftlicher Nutzung.

«Der Boden ist ein lebendiges System und das heißt, der Boden atmet genauso wie wir. Und wenn der Boden nicht mehr atmen kann, dann bedeutet es, dass seine Vitalfunktionen im Argen liegen, ähnlich wie bei Menschen», sagt Gernot Bodner, Bodenforscher an der Universität für Bodenkultur Wien.

Für die Zukunft braucht es Innovation

Bodenbotschafter Grand erklärt: «Ein Boden definiert sich über 50 Prozent Luft und Wasser. Und der Rest ist Erde. Und das passiert einfach nicht mehr. Das gibt es nicht mehr, sondern die Böden sind so verdichtet, so fest, dass sie dann immer wieder bearbeitet werden müssen. Und das ist wie eine Sucht für einen Boden, wie eine Droge.»

In der regenerativen Landwirtschaft versuche man, die Bodenbearbeitung zu reduzieren, gleichzeitig aber die Böden so gut zu durchwurzeln und mit Regenwurmkanälen zu fördern, dass der Boden luftig bleibt.

Die Grand Farm ist laut Dokumentation weltweit eine von nur 13 Leuchtturm-Farmen, die vorzeigen, wie man Erde gesund hält. «Ich glaube, dass wir sehr viel Innovation brauchen werden in den nächsten Jahren. Das Problem ist, dass wir in Wahrheit noch gar nicht wissen, worauf wir uns zubewegen, welche Rahmenbedingungen wir in zehn Jahren haben werden, welche Kulturen funktionieren werden, welche Methoden funktionieren werden», sagt Grand.

Fragiler Boden in La Junquera in Spanien

Eine weitere dieser Leuchtturm-Farmen ist La Junquera in Spanien. Die Farm liegt auf 1.100 Metern über dem Meeresspiegel. «Wir haben hier ein sehr extremes Klima. Lange Dürreperioden von rund sechs Monaten und dann plötzlich 200 Liter Regen in zwei oder drei Tagen», erklärt Jacobo Monero, Co-Direktor der Regeneration Academy. Im Sommer kann es hier mehr als 40 Grad heiß werden, im Winter bitterkalt.

«Der Boden hier ist extrem fragil. Oft geht nur eine dünne Schicht zwischen Oberboden und Fels. Manchmal ist der schon erreicht. Es wird Tausende Jahre dauern, bis dort neuer Boden entsteht. Wenn wir also hier weiterhin Landwirtschaft betreiben wollen, dürfen wir auf gar keinen Fall noch mehr Boden verlieren», sagt Landwirtin und Umweltwissenschaftlerin Yanniek Schoonhoven.

Schoonhoven ist wie auch Grand offizielle Botschafterin für die Mission Boden der EU. Das Team in La Junquera pflanzt unter anderem Bäume und Büsche und legt Teiche und Dämme an, um Erosion zu verhindern und Wasser besser versickern zu lassen.

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