Topfotograf im Impfzentrum

Im Impfzentrum Stadthalle war Mitte März ein Topfotograf; Kai Pfaffenbach heißt er, er ist Pulitzerpreisträger und fotografiert für die Nachrichtenagentur Reuters.

Was er hier wollte? Die Normalität in einem Impfzentrumfotografieren – und das ist gar nicht so einfach.

© Ralf Schaepe

Mit dem Auftrag ist Pfaffenbach bei vielen anderen Impfzentren vor die Wand gelaufen – in Hagen klappte das. Ein Grund dafür ist das Netzwerk, das er als Fotograf hat: „Ich will ein bisschen hinter die Kulissen eines Impfzentrums gucken. Das ist in Deutschland im Moment ein bisschen schwierig für Fotojournalisten, in diesem Bereich überhaupt Zugang zu erhalten. Durch einen Freund den ich über die Fotografie kenne, und der hier als Impfarzt arbeitet kam der Kontakt zustande. Ich war dann total überrascht: Die Stadt Hagen mit dem Leiter im Impfzentrum Lars Stein waren total proaktiv und haben gesagt: wir lassen Dich hier rein, Du kannst hier fotografieren, wir zeigen dir das gerne.“

 

Wenn man gute Fotos mag, lässt man Kai Pfaffenbach kommen: schon das erste Bild auf seiner Internetseite ist ein Hammer; dieses Foto, auf dem ein grinsender Usain Bolt an seinen Konkurrenten vorbeirast. Kai Pfaffenbach gilt als einer der besten Sportfotografen – aber nicht nur. Er war in allen Ecken der Welt, wenn es dort etwas zu fotografieren gibt. Für seine Bilder vom Aufstand in Hongkong bekam er den Pulitzerpreis.

Und nun ist er im Impfzentrum Hagen und will die Normalität des Impfens fotografieren – und kann das so machen, wie er seinen Auftrag als Fotograf versteht: „Oft ist man als Fotograf ein bisschen der Feind, und das war hier überhaupt nicht der Fall. Die Mitarbeiter wussten, dass ich komme. Alles sind offen und freundlich. Die Dame im Labor sagte mir, das und das könne ich machen – anderes nicht, weil hier die Abstände eingehalten werden müssen. Das finde ich auch ok, und das ist wichtig. Insgesamt habe ich hier das Gefühl, dass ich meine Arbeit machen kann; dass ich das fotografieren kann was ich sehe, ohne dass jemand an mir herumzoppelt und mich weiter drängelt oder mir sagt, dass dieses und jenes bitte nicht. Und dafür bin ich dankbar.“

 

Den normalen Betrieb im Impfzentrum zu fotografieren macht journalistisch Sinn; das Getöse der Querdenker auf facebook und Youtube fällt stark auf. Und manchmal glaubt man, dass diese Grupp groß ist. Im Impfzentrum hingegen ist das Kontrastprogramm: Viele unterschiedliche Leute – nur eben ohne Getöse.

„Menschen, die sich sehr kritisch mit dem Impfen auseinandersetzen glauben, ihre Sicht wäre die globale Sicht auf die Dinge. Tatsächlich ist es aber nur eine sehr kleine Sicht. Und hier sieht man viel mehr. Hier kommen Leute aus allen Gesellschaftsschichten hin. Solche, die geimpft werden, und solche, die hier arbeiten. Das sind verschiedene Welten, in denen wir uns bewegen. Und für uns Journalisten ist es wichtig, dass wir versuchen, unsere Rundumsicht zu behalten. Dass wir nicht versuchen, unseren Blickwinkel zu klein zu machen.

 

Pfaffenbach will nicht überzeugen, er will dokumentieren, sagt er, und er fotografiert und lobt die Arbeit im Impfzentrum: Gut organisiert und gleichzeitig so kundenfreundlich, wie man eine Massenimpfung eben machen kann.

Seine Bilder werden später um die Welt gehen. Wohin genau, kann man jetzt nicht sagen, aber Reuters ist die größte Nachrichtenagentur der Welt.

 

Für Hobbyfotografen hat er übrigens noch einen Tipp zur Grundeinstellung der Kamera: Wenn er seine ausschaltet, ist sie immer auf eine Automatik eingestellt. Das sorgt dafür, dass er auf jeden Fall ein verwertbares Bild bekommt, wenn es schnell gehen muss. Hat er hingegen Zeit zum Fotografieren, dann macht er viel manuell, um Licht und Schärfe genau einstellen zu können.

 

Bilder von Kai Pfaffenbach gibt es auf seiner Internetseite zu sehen: https://www.kaipfaffenbach.com/

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