Bundespolizeiwache Hagen ist bereit für den Abriss

Nicht nur die Beamten der Bundespolizei gehen in der Wache am Hauptbahnhof ein und aus - auch Nagetiere haben es sich hier gemütlich gemacht. Gemütlich ist aber maßlos übertrieben, denn es herrschen katastrophale Zustände in der Dienststelle. Sie gilt als eine der schlimmsten im Land.

Die Problematik

Seit Jahren sind die Missstände in der Wache am Hauptbahnhof bekannt, viel geändert hat sich aber nicht. Insgesamt wird eine Fläche von rund 700m² benötigt, um angemessen und sicher arbeiten zu können, das aktuelle Gebäude bietet jedoch weniger als die Hälfte an Platz. Es ist viel zu klein und die Beamtinnen und Beamten treten sich bei der Arbeit regelrecht auf die Füße.

Das Gebäude gehört der Deutschen Bahn, diese ist verpflichtet die Bundespolizei in Bahnhofsnähe unterzubringen.

Die Problematik ist inzwischen an der richtigen Stelle angekommen, vor kurzem war eine Delegation der Deutschen Bahn aus Berlin zu Gast und hat sich die Mängel angeschaut. Eine Lösung, mit der alle Beteiligten Leben können, ist jedoch weiterhin nicht in Sicht.

Hauke Reetz, 1. Bezirksverbandsvorsitzender NRW der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) war diese Woche erneut vor Ort und hat sich den gegenwärtigen Zustand angeschaut. Er selbst kann sich nicht daran erinnern, dass die Wache jemals mängelfrei gewesen sei. Über die bisherigen, überschaubaren Angebote der Deutschen Bahn ist er entsetzt.

Zustand der Wache

Es herrscht akuter Platzmangel und die hygienischen Zustände sind schlecht. Es gibt ein Nagetierproblem: Ratten machen es sich rund um das Gebäude gemütlich und Mäuse sind in der Wache selbst keine seltenen Gäste. Der Keller ist feucht und bei einer Luftmessung wurden Schimmelsporen nachgewiesen, diese übersteigen jedoch nicht die Grenzwerte. Zwei Luftreiniger sind die Lösung, nehmen aber natürlich noch mehr Platz weg. Es wird vermutet, dass sich im Keller Asbest befindet. Das zu überprüfen liegt in dem Zuständigkeitsbereich der Deutschen Bahn, passiert ist bisher jedoch nichts. Ein Nachweis von Asbest hätte eine sofortige Schließung der Wache zur Folge, die Bundespolizei würde dann auf eine Containerwache auf dem Berliner Platz zurückgreifen - für die Kosten müsste die Deutsche Bahn aufkommen.


Die Wache verfügt über zwei Umkleideräume, einen kleinen im 1. OG und einen großen im Erdgeschoss. Die Umkleide im EG ist gleichzeitig der Sozialraum, in dem sich die Beamtinnen und Beamten in ruhigen Minuten zurückziehen und etwas essen können. Umziehen zwischen Kaffeetassen und Brotdosen, glücklich ist damit niemand. Die Toilettenräume sind inzwischen geschlechtergetrennt, erinnern von der Größe jedoch eher an eine Abstellkammer. Es gibt nur eine Einzeldusche für alle, die scheint jedoch durch die Enge und den Anschluss an den Sozialraum selten genutzt zu werden. Auch der Flur ist sehr eng, ein gleichzeitiges Durchgehen fast unmöglich. Eine Klimaanlage gibt es, die ist jedoch seit mehr als zehn Jahren außer Betrieb, so dass es im Sommer sehr heiß wird.

Für Manuel Ostermann, 1. Stellvertretender Bundesvorsitzender der DPolG Bundespolizeigewerkschaft sind die Zustände untragbar: die Beamtinnen und Beamten müssen "unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten".

Rattenköderbox vor dem Gebäude©
Rattenköderbox vor dem Gebäude
©

Das Sicherheitsrisiko

Nagetiere, Schimmel an den Wänden, dürftig geflickte Sanitäranlagen und kaputte Fußböden sind jedoch nicht die einzigen Probleme. Der Platzmangel stellt ein Sicherheitsrisiko dar.

Die wenigen Räume werden multifunktional genutzt. Durch den Platzmangel befinden sich Schreibraum, Asservatenverwahrung, Videoüberwachung und die Möglichkeit zur Erkennungsdienstlichen Behandlung auf einem Fleck, für alles wird jedoch ein eigener Raum benötigt. Zusätzlich wird der wenige Platz als Lagerfläche genutzt. Das macht es festgenommenen Randalierern leicht, etwas zu greifen und die Polizisten zu attackieren.

Ebenfalls schwierig gestaltet sich die Vernehmung mehrerer Personen. Die Wache hat keine Arrestzelle, die wenigen Räume machen es fast unmöglich mehr als zwei Personen zu separieren und sicher zu verwahren.

©
©

Das sind die Forderungen

Da die Deutsche Bahn seit Jahren keinen adäquaten anderen Standtort am Hauptbahnhof anbietet, sieht Hauke Reetz als einzige Möglichkeit den Abriss und Neubau des Gebäudes. Ein Umzug in einen anderen Stadtteil steht für ihn nicht zur Debatte, die Bundespolizei möchte am Hauptbahnhof bleiben. Eine Möglichkeit zur Erweiterung des Grundrisses gäbe es, zwischen dem Gebäude der Deutschen Bahn und dem Kundencenter der Hagener Straßenbahn befindet sich eine Lücke. Dort ist eine Müllpresse für die im Bahnhof ansässigen Geschäfte aufgestellt. Die Bahn weigere sich jedoch diese an einer anderen Stelle zu platzieren. Der Deutschen Bahn scheint eine Müllpresse wichtiger zu sein, als die Bundespolizei am Hauptbahnhof zu halten, angemessen unterzubringen und für die Sicherheit der Reisenden zu sorgen.

Hauke Reetz mit der fraglichen Müllpresse©
Hauke Reetz mit der fraglichen Müllpresse
©

Weitere Meldungen

skyline